Neue Bilder von bauhistorischer Untersuchung

Weinheim. (ur) Der älteste sakrale Bau in Weinheim ist die Ulner"sche Kapelle, deren barockes Hauptportal unten am Marktplatz fast versteckt liegt. Chor und Langhaus sind nur von der Gerberbachseite zu sehen.

Auf ihrem Rundgang durch die Weinheimer Kirchengeschichte kamen die Teilnehmer schließlich auf den Marktplatz. Wenig bietet die Ulner"sche Kapelle vom einstigen Anblick dieser Kirche aus Stein, die durch das Testament der Schwester des Schultheiß Johann von Weinheim entstanden war. Später ging die Kapelle, der auch ein Armenspital angeschlossen war, in den Besitz der Familie Ulner von Dieburg über. Hinter den weißen Mauern sind offenbar noch viele Geheimnisse und Informationen für Wissenschaftler versteckt.

So waren die Teilnehmer des Rundgangs die ersten, die Bilder einer bauhistorischen Untersuchung der Technischen Universität Karlsruhe sahen. Entdeckt wurden dabei ein aufgemaltes Maßwerkfries in einem Schacht, Malereireste in der Sakristei hinter einem großen Schrank, spitzbogige Doppelarkaden, ein Portal in der Westwand und in einem engen Schacht unterhalb eines zugemauerten Fensters die Fensterverlängerung mit Butzenscheiben.

Die Ulner"sche Kapelle wurde vielfach umgebaut. Es gibt sieben Bauphasen von 1350 bis 1878 in den Stilen Gotik, Renaissance, Barock und Neuzeit. Der Stiftungsrat St. Laurentius hat einen Ausschuss gegründet, um die ersten Bauuntersuchungen in Gang zu setzen. Eine Million Euro würde eine Renovierung der Kapelle kosten, so ergab eine Kostenberechnung durch das Erzbischöfliche Bauamt Heidelberg. "Die Kapelle ist noch nie untersucht worden", so betonte Prof. Large. Die Geschichte der Stadtkirche der Johannisgemeinde ist hingegen weitgehend bekannt. Sie entstand aus der Not der evangelischen Gemeinden, denen vom katholischen Kurfürst Johann Wilhelm 1693 die Klosterkirche am Markt weggenommen worden war. Nach langen Provisorien in einer Scheune erstand die evangelischen Gemeinde das heutige Grundstück neben der Löwenapotheke und weihte 1736 eine kleine Kirche im barocken Stil ein. Die letzte Renovierung brachte die Zeugnisse der damaligen Kirchenarchitektur wieder zum Vorschein und nun "ist sie ein Kleinod", wie Hans Bayer betonte.

Seit dem 8. Jahrhundert steht oberhalb des heutigen Marktplatzes eine Kirche. Ausgebaut wurde die Kirche Santae Mariae in Campis durch die Stiftung der Hedwig Swende 1293. Wenig später kam noch ein Kloster dazu. Nur halb so groß war jedoch die Kirche bis zum Bau der heutigen Basilika nach dem Vorbild von San Lorenzo in Rom in den Jahren 1911 bis 1914. Außerdem lag der Chor in Richtung Marktplatz. Dies belegte Prof. Large mit einer Reihe von Lichtbildern. Schon 1850 überragte die Kirche der große Turm , der vom Baumeister Heinrich Hübsch gebaut wurde. Das Grab der Stifterin Hedwig Swende befindet sich heute noch beim Marienaltar. Weitere Gräber von Edlen - teilweise waren noch kostbare Seidenstoffe erhalten - wurden entlang der Außenmauer der alten Kirche gefunden, als vor nicht langer Zeit eine Bodenheizung im heutigen Mittelgang eingebaut wurde.

Die Restaurierung von 1981 bis 1994 legte auch wieder Malereien frei und man stellte Heiligenfiguren auf, die in den 60er Jahren entfernt worden waren. So erstrahlt die Kirche heute in altem und neuem Glanz und ein Blick von ihrem Portal über den Marktplatz zu den Burgen, so empfanden es die Teilnehmer des Rundgangs, gehört mit zu den schönsten Motiven Weinheims.



Quelle: www.wnoz.de

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